Nasdaq Composite-Analyse vom 29.06.2002
sowie im Anschluß Update vom 03.07.
Beim compx gab es in der Vorwoche keine Überraschungen. Nach Kursverlusten
und einem ernsthaften Test des Septembertiefs konnte sich der Technologiewerteindex
wieder aufrappeln. Der Tiefpunkt vom September letzten Jahres wurde zwischenzeitlich
sogar unterschritten, jedoch konnte der seit Jahresbeginn gültige
Abwärtstrendkanal auf Schlußkursbasis verteidigt werden. Per
Saldo ist ein Wochenplus von 22 Punkten bzw. 1,5 Prozent zu verbuchen.
Damit blieb dem compx zumindest vorerst das negative Szenario erspart,
das der Nasdaq100
bereits vollzogen hat. Von Entspannung kann trotzdem keine Rede sein,
der Index bleibt schwer angeschlagen. Mit dem kurzen Rutsch unter das
Septembertief ist eine Doppelbodenformation unwahrscheinlicher geworden,
hierfür wäre ein vorheriges Abdrehen nach oben wünschenswert
gewesen.
Die Mitte der Woche begonnene Erholung dürfte sich nun aber noch
fortsetzen. Erstes Etappenziel ist dabei das mittlere Bollinger Band bei
derzeit 1508 Punkten, danach könnte der Widerstand bei 1560 Punkten
in Angriff genommen werden. Dies würde ein Erholungspotenzial von
rund 7 Prozent bedeuten und entspricht damit auch etwa dem Raum, den der
Nasdaq100 noch bis zu der zuvor nach unten durchbrochenen Marke von etwa
1130 Punkten besitzt. Darüber wird für den compx in Anbetracht
des fallenden oberen Bollinger Bandes bei aktuell 1607 Punkten sowie des
seit Jahresbeginn gültigen Abwärtstrends bei zur Zeit gut 1640
Punkten die Luft ohnehin schnell dünn.
Schwerwiegende Folgen dürfte in jedem Fall ein Absacken unter das
neue Jahrestief bei gerundet 1776 Punkten haben. Schließt der compx
unterhalb dieser Marke, ist mit starkem Verkaufsdruck zu rechnen und die
Kursniveaus von 1997 und früher sind anzuvisieren.
Auch wenn am Freitag im Handelsverlauf bereits Gewinnmitnahmen einsetzten,
besteht durchaus noch Erholungspotenzial. Dies signalisiert auch der noch
im neutralen Bereich befindliche Stochastik Oszillator. Ein echtes Kursfeuerwerk
darf jedoch kaum erwartet werden.
Keinerlei weitere Erholung war beim compx zu beobachten, die Gewinnmitnahmen im Laufe des Freitags waren bereits der Anfang einer Abwärtsbewegung. Dabei wurde sogar das Tief der Vorwoche unterschritten, bevor am Mittwoch dann wieder eine leichte Gegenreaktion einsetzte.
Mit einem Schlusskurs von 1380 Punkten wurde das Septembertief jedoch nicht mehr erreicht. Die Situation beim compx spitzt sich damit weiter zu. Nur wenn dem Index umgehend der Sprung über 1400 Punkte gelingt, kann die jüngste Bewegung in die Kategorie Fehlausbrüche eingeordnet werden, andernfalls sind deutliche Kursverluste zu erwarten.
Auch wenn das rein charttechnische Bild recht düster aussieht, sind die Kursgewinne vom Mittwoch doch ein leichter Hoffnungsschimmer. Zu beachten bleibt daher, ob sich die freundliche Tendenz vom Mittwoch fortsetzt, dann könnte sich die kommende Woche positiv gestalten. Bleiben zum Ende der Woche Kursgewinne allerdings aus, dürften die Bären schnell wieder deutlich Oberhand gewinnen.
Strategie: Mit dem Setzen auf eine andauernde Erholung wurde man voll auf dem falschen Fuß erwischt, konnte infolge enger Stopps aber Schlimmeres verhindern. Auf aktuellem Niveau erscheint die Spekulation auf fallende Kurse aussichtsreicher, wenn auch riskant bei einer plötzlichen Bearmarketrallye. Das Geschehen zunächst von der Seitenlinie zu betrachten dürfte daher die sicherste Variante sein. Spekulative Trader können auch schon jetzt in puts investieren, die aber unbedingt eng abgesichert werden sollten. Ähnlich spekulativ kann oberhalb von 1400 Punkten auf calls gesetzt werden.
Autor: Oliver Schultze / Büro Dr. Schulz